Ein fundierter Ansatz zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung.
Die Idee, „Stärken bewusst aufzubauen und Schwächen bewusst zu stärken“, setzt den Fokus auf eine strategische und nachhaltige Verbesserung der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen. Dieser Ansatz ist ein integraler Bestandteil der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung und wird sowohl von Führungskräften als auch von Mitarbeitern in zunehmend dynamischen und komplexen Arbeitsumfeldern zunehmend verfolgt. Der Begriff „bewusst“ impliziert, dass es sich nicht um zufällige oder unreflektierte Handlungen handelt, sondern um gezielte, reflektierte und strategische Anstrengungen zur Selbstverbesserung. Die wissenschaftliche Psychologie und die Managementforschung unterstützen diesen Ansatz, wobei sowohl die Förderung von Stärken als auch die gezielte Arbeit an Schwächen als zentrale Bestandteile effektiver Selbstentwicklung und Führung gelten.
Stärken bewusst aufbauen
Der Fokus auf die Stärken des Individuums ist eine wichtige Strategie in der positiven Psychologie, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Ein zentrales Konzept ist hier das von Stärkenorientierung, welches von der Forschung des Psychologen Martin Seligman und dem Konzept des Flow von Mihaly Csikszentmihalyi unterstützt wird. Seligman identifizierte das „Erblühen“ des Menschen als das Ziel der positiven Psychologie, bei dem Individuen ihre Fähigkeiten und Talente gezielt einsetzen, um ein erfülltes Leben zu führen. In diesem Kontext spielt die Stärkenerkennung eine fundamentale Rolle.
Die bewusste Arbeit an den eigenen Stärken bietet mehrere Vorteile:
Motivation und Engagement: Wenn Menschen ihre natürlichen Stärken und Talente einsetzen, fühlen sie sich motivierter und engagierter. Dies führt zu einer höheren Zufriedenheit und Produktivität, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext.
Steigerung der Leistung: Durch die Verstärkung ihrer bereits vorhandenen Stärken können Individuen signifikante Verbesserungen in ihrer Leistung erzielen. Forschungen zeigen, dass sich die Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters in den Bereichen, in denen er bereits stark ist, am stärksten steigert, wenn er seine Stärken weiter ausbaut (Gallup, 2016).
Führungskompetenzen entwickeln: Führungskräfte, die ihre eigenen Stärken kennen und weiter ausbauen, sind besser in der Lage, andere zu inspirieren und zu führen. Sie können sich auf ihre natürlichen Führungsqualitäten stützen und diese weiterentwickeln, um authentisch und effektiv zu führen.
Das bewusste Aufbauen von Stärken basiert auf der Theorie des „Strengths-Based Development“. Dabei liegt der Fokus darauf, natürliche Talente zu identifizieren und zu fördern, anstatt sich primär auf die Behebung von Schwächen zu konzentrieren. Dies steht im Einklang mit dem Konzept der Selbstwirksamkeit von Albert Bandura, das besagt, dass Menschen die Fähigkeit haben, ihre eigenen Kompetenzen durch den Einsatz ihrer Stärken und durch positive Erfahrungen zu erweitern.
Schwächen bewusst stärken
Auf der anderen Seite steht die Arbeit an Schwächen. Dies mag auf den ersten Blick konträr zu der Idee der Stärkenorientierung erscheinen, jedoch ist die bewusste Arbeit an Schwächen nicht nur eine notwendige, sondern auch eine strategisch wertvolle Praxis. Es geht hier nicht um das bloße Beheben von Defiziten, sondern um die kompensatorische Stärkung von Schwächen, um die ganzheitliche Entwicklung und Effektivität einer Person zu fördern.
Ein interessanter wissenschaftlicher Ansatz kommt aus der Kompetenztheorie, insbesondere die von David McClelland entwickelte Theorie, die betont, dass neben der Förderung von Stärken auch eine bewusste Auseinandersetzung mit Schwächen erforderlich ist, um berufliche und persönliche Fähigkeiten auf allen Ebenen auszubauen. Schwächen zu stärken bedeutet nicht, sie völlig zu eliminieren, sondern strategisch zu kompensieren, damit sie keine unüberwindbaren Hindernisse darstellen.
Es gibt mehrere Gründe, warum die Arbeit an Schwächen genauso wichtig ist wie das Fördern von Stärken:
Vermeidung von Engpässen: Schwächen in bestimmten Bereichen können die gesamte Leistung einer Person blockieren oder deren Karrierechancen einschränken. Durch die bewusste Stärkung von Schwächen können diese Engpässe beseitigt oder zumindest gemildert werden, sodass die Person insgesamt flexibler und anpassungsfähiger wird.
Ganzheitliche Entwicklung: Eine rein stärkeorientierte Entwicklung kann dazu führen, dass einige Schwächen unerkannt bleiben und die persönliche Entwicklung unvollständig bleibt. Indem man sich auch auf Schwächen konzentriert, wird die persönliche Weiterentwicklung umfassender und nachhaltiger.
Verbesserung der Teamarbeit: In einem Teamkontext ist es häufig der Fall, dass die Schwächen eines einzelnen Mitglieds durch die Stärken anderer ausgeglichen werden. Indem ein Mitarbeiter jedoch bewusst an seinen Schwächen arbeitet, wird er nicht nur als Einzelperson effektiver, sondern auch als Teil des Teams.
In der Praxis kann dies durch coaching-basierte Ansätze geschehen, die die Schwächen nicht nur identifizieren, sondern auch aus einer Perspektive der Resilienz und Kompetenz angehen. Hierbei ist es wichtig, dass Schwächen nicht als dauerhaftes Hindernis betrachtet werden, sondern als Entwicklungsmöglichkeiten, die durch gezielte Lernprozesse und Feedback überwunden werden können.
Der integrative Ansatz: Stärken und Schwächen im Gleichgewicht
Eine effektive Entwicklung erfolgt dann, wenn sowohl Stärken bewusst aufgebaut als auch Schwächen bewusst gestärkt werden. Der integrative Ansatz erfordert ein tiefes Verständnis der eigenen Selbstreflexion und die Fähigkeit, strategische Entscheidungen zu treffen, in welchen Bereichen man sich verbessern möchte und wo die stärksten Potenziale liegen.
Laut einer Studie von Gallup (2018) sind Unternehmen und Individuen am erfolgreichsten, wenn sie eine Balance zwischen der Maximierung ihrer Stärken und der Minimierung der negativen Auswirkungen ihrer Schwächen finden. Unternehmen sollten daher in ihre Personalentwicklung nicht nur den Ausbau der Stärken der Mitarbeiter integrieren, sondern auch eine Kultur fördern, in der Schwächen erkannt, anerkannt und kompensiert werden.
Experten, die bei diesem Prozess helfen können
Die Umsetzung des Ansatzes „Stärken bewusst aufbauen – Schwächen bewusst stärken“ erfordert professionelle Unterstützung. Hier sind einige Arten von Experten, die eine entscheidende Rolle bei diesem Prozess spielen:
Karriere-Coaches und Personalentwickler: Diese Experten sind darauf spezialisiert, Mitarbeiter durch gezielte Reflexion und Feedbackprozesse zu unterstützen. Sie helfen dabei, individuelle Stärken und Schwächen zu identifizieren und maßgeschneiderte Entwicklungspläne zu erstellen.
Psychologen und Verhaltenswissenschaftler: Psychologen, insbesondere solche mit einem Fokus auf positive Psychologie oder kognitive Verhaltenstherapie, können helfen, mentale Blockaden zu überwinden und Schwächen systematisch zu verbessern. Sie bieten Methoden, um Selbstwirksamkeit zu fördern und das Vertrauen in eigene Fähigkeiten zu stärken.
Leadership- und Management-Coaches: Führungskräfte benötigen spezifische Unterstützung bei der Identifikation ihrer Stärken und der Entwicklung ihrer Führungskompetenzen. Coaches, die sich auf Führungskräfteentwicklung spezialisiert haben, helfen dabei, die richtigen Strategien zur Verbesserung der Führungskompetenzen zu entwickeln und umzusetzen.
Unternehmensberater für Organisationsentwicklung: Diese Experten helfen dabei, Unternehmen eine Kultur der Stärkenorientierung zu etablieren und zugleich die Mitarbeiterentwicklung in Bezug auf Schwächen zu unterstützen. Sie bieten maßgeschneiderte Programme zur Mitarbeiterentwicklung und Integration von Feedbacksystemen.
Warum es notwendig ist, jetzt zu beginnen
Die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen ist ein kontinuierlicher Prozess, der Zeit und bewusste Anstrengung erfordert. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, so schnell wie möglich mit diesem Prozess zu beginnen, da:
Früher Einstieg hilft dabei, sofortige Ergebnisse zu erzielen, die das Selbstvertrauen und die berufliche Leistung steigern. Durch frühzeitige Interventionen können negative Auswirkungen durch Schwächen in einer frühen Phase minimiert werden.
Langfristige Effekte: Die Arbeit an den eigenen Stärken und Schwächen ermöglicht eine langfristige berufliche und persönliche Entwicklung. Wer frühzeitig in diesen Prozess investiert, stellt sicher, dass er in der Zukunft noch effektiver und anpassungsfähiger wird.
Wettbewerbsvorteil: In einer dynamischen und sich schnell verändernden Arbeitswelt ist es notwendig, kontinuierlich zu lernen und sich zu verbessern. Der frühe Fokus auf Stärken und Schwächen verschafft einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen, die noch nicht an der Verbesserung ihrer Fähigkeiten arbeiten.
Fazit
Die bewusste Arbeit an den eigenen Stärken sowie die gezielte Kompensation und Stärkung von Schwächen ist eine fundierte Strategie für persönliche und berufliche Entwicklung. Der Ansatz basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der positiven Psychologie, der Kompetenztheorie und der Führungskräfteentwicklung und stellt sicher, dass Individuen in einer komplexen und dynamischen Arbeitswelt nicht nur ihre besten Qualitäten entfalten, sondern auch mit ihren Herausforderungen wachsen können.
Individuen, die sowohl ihre Stärken ausbauen als auch an ihren Schwächen arbeiten, sind insgesamt leistungsfähiger, anpassungsfähiger und langfristig erfolgreicher – sowohl in ihrer persönlichen Entwicklung als auch im beruflichen Kontext. In einer Welt, die ständig im Wandel ist, ist diese integrierte Herangehensweise der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum und Erfolg.