Reshoring: Der strategische Rückzug zur Stärkung von Lieferketten und Wettbewerbsfähigkeit
In 2025 gewinnt das Reshoring – die Rückverlagerung von Produktionsstätten in die Heimatmärkte – für viele Unternehmen in Europa und den USA an strategischer Bedeutung. Die globalen wirtschaftlichen und geopolitischen Veränderungen treiben diesen Trend voran und stellen Reshoring als Schlüsselstrategie für Unternehmen dar, die ihre Lieferketten sichern und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken wollen.
Warum Reshoring im Fokus steht
Geopolitische Unsicherheiten und steigende Kosten:
Die verschärften Handelskonflikte und geopolitischen Spannungen – insbesondere zwischen den USA und China – sowie die Folgen des Ukraine-Krieges haben die Abhängigkeit von globalen Lieferketten problematisch gemacht. Laut einer Studie von Bain & Company aus dem Jahr 2024 planen 81 % der CEOs und COOs eine Verlagerung von Teilen ihrer Produktion näher an ihre Kernmärkte, ein deutlicher Anstieg gegenüber 63 % im Jahr 2022. Die Studie hebt hervor, dass der zunehmende Protektionismus und steigende Kosten in den Niedriglohnländern Unternehmen zu einem Umdenken zwingen.
Technologischer Fortschritt und Automatisierung:
Fortschritte in der Automatisierung und der Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) ermöglichen es Unternehmen, kosteneffizient in Hochlohnländern zu produzieren. Während in der Vergangenheit die Verlagerung in Niedriglohnländer aus Kostengründen oft alternativlos war, bietet die moderne Fertigungstechnologie heute neue Optionen. In Europa setzen insbesondere die Automobil- und Elektronikindustrie verstärkt auf „Smart Manufacturing“, um Produktion wieder zurückzuholen.
Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein:
Verbraucher, Investoren und Regulierungsbehörden verlangen zunehmend nachhaltige Produktionspraktiken. Reshoring trägt dazu bei, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren, da lange Lieferwege entfallen. Unternehmen wie der Haushaltsgerätehersteller Miele und der Elektrokonzern Siemens haben in den letzten Jahren vermehrt Produktionsstätten nach Europa zurückverlagert, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Förderung durch Regierungen und regulatorische Anreize:
Regierungen weltweit unterstützen den Reshoring-Trend aktiv durch steuerliche Anreize, Subventionen und spezielle Förderprogramme. In Deutschland etwa fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Investitionen in die Modernisierung und Rückverlagerung von Produktionsstätten, während die USA mit dem „CHIPS and Science Act“ Milliarden in die heimische Halbleiterproduktion investieren.
Lieferkettensicherheit und Resilienz:
Die COVID-19-Pandemie und weitere Krisen haben die Schwachstellen globaler Lieferketten offengelegt. Unternehmen, die Produktionsunterbrechungen durch geopolitische Krisen und Engpässe vermeiden wollen, sehen im Reshoring eine Lösung. Besonders in der Pharma- und Lebensmittelindustrie, wo Lieferketten von kritischen Produkten betroffen sind, hat das Thema Priorität.
Chancen und Herausforderungen des Reshoring
Kostenstabilität:
Trotz höherer Löhne in Hochlohnländern können Unternehmen durch automatisierte Fertigungstechnologien und niedrigere Logistikkosten wettbewerbsfähig bleiben.
Stärkung der Marke:
Reshoring ermöglicht es Unternehmen, „Made in Europe“ oder „Made in Germany“ als Qualitätsmerkmal zu nutzen, was insbesondere bei Verbrauchern mit nachhaltigen und ethischen Werten Anklang findet.
Verbesserte Reaktionszeiten:
Durch die Nähe zum Markt können Unternehmen schneller auf Veränderungen in der Nachfrage reagieren.
Hohe Anfangsinvestitionen:
Die Rückverlagerung erfordert häufig eine Modernisierung bestehender Produktionsanlagen oder den Aufbau neuer Werke.
Fachkräftemangel:
Gerade in Europa kämpfen Unternehmen mit einem Mangel an qualifiziertem Personal, um moderne Produktionsstätten zu betreiben.
Komplexität der Umsetzung:
Die Anpassung globaler Lieferketten und die Integration in lokale Märkte stellen eine logistische und organisatorische Herausforderung dar.
Unternehmensbeispiele für Reshoring in Europa
Adidas – Deutschland:
Das Unternehmen hat Teile seiner Produktion zurück nach Deutschland verlagert und nutzt hochmoderne „Speedfactories“, um Schuhe schneller und flexibler herzustellen.
Philips – Niederlande:
Der Elektronikkonzern hat seine Produktion von Haushaltsgeräten aus Asien zurück in europäische Werke verlegt, um Transportkosten und Lieferzeiten zu minimieren.
IKEA – Schweden:
IKEA verlagert zunehmend Produktionskapazitäten nach Polen, Litauen und in andere europäische Länder, um nachhaltige Produktionsmethoden und kürzere Lieferketten zu gewährleisten.
Ausblick auf 2025
Reshoring wird auch in den kommenden Jahren ein zentrales Thema bleiben. Laut Prognosen von Deloitte wird der Anteil der in Europa produzierten Waren bis zu 12 % steigen. Dies wird durch technologische Fortschritte und die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeitszielen unterstützt. Unternehmen, die frühzeitig in Reshoring investieren, profitieren nicht nur von einer stabileren Lieferkette, sondern auch von einem positiven Image bei Kunden und Stakeholdern. Reshoring ist nicht nur eine wirtschaftliche Entscheidung, sondern auch eine strategische Antwort auf die Herausforderungen einer globalisierten Welt. Es wird zur Schlüsselstrategie für Unternehmen, die sich in einem volatilen Umfeld behaupten wollen.
Reshoring – Diese Experten brauchen Sie
Ein erfolgreiches Reshoring-Projekt erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Experten, um wirtschaftliche, regulatorische und operative Herausforderungen zu meistern. Strategieberater analysieren Marktbedingungen und entwickeln langfristige Pläne, während Supply-Chain-Experten die Lieferketten optimieren und lokale Partner identifizieren. Produktionsspezialisten sorgen für die Einführung moderner Fertigungstechnologien, unterstützt durch IT- und Digitalisierungsexperten, die Automatisierung und digitale Sicherheit gewährleisten.
Finanz- und Steuerberater klären die wirtschaftliche Tragfähigkeit, erschließen Förderprogramme und sichern steuerliche Compliance ab. Gleichzeitig sorgen HR- und Change-Management-Experten für die Rekrutierung und Schulung neuer Mitarbeiter sowie die kulturelle Integration. Interim Manager steuern die operative Umsetzung, während Nachhaltigkeitsberater sicherstellen, dass ökologische und soziale Standards eingehalten werden. Juristische Experten helfen bei der Einhaltung internationaler Handels- und Regulierungsauflagen, und Branchenkenner sowie Standortexperten prüfen regionale Gegebenheiten und Marktbedingungen. Durch die gezielte Zusammenarbeit dieser Fachkräfte können Unternehmen die Vorteile von Reshoring maximieren und langfristig erfolgreich agieren.
Kernaussage: Reshoring – Ein zentraler Wirtschaftstrend für 2025
Die Rückverlagerung von Produktionsstätten – bekannt als Reshoring – entwickelt sich in 2025 zu einem zentralen Thema in der globalen Wirtschaft. Unternehmen erkennen zunehmend die strategischen Vorteile, Produktionskapazitäten näher an ihre Heimatmärkte zu bringen. Dieser Trend wird durch eine Kombination aus geopolitischen, wirtschaftlichen und technologischen Faktoren angetrieben und birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen.
Unternehmen, die rechtzeitig auf umfassende Planung und spezialisierte Beratung setzen, können nicht nur operative Risiken minimieren, sondern auch die strategischen Vorteile lokaler Wertschöpfungsketten voll ausschöpfen. Reshoring ist mehr als eine Rückverlagerung – es ist ein Neuanfang, der durch Expertise und Weitsicht zum nachhaltigen Erfolg führt. — (jf)