Interim Manager: Vom Krisenhelfer zum Transformationsleader?

Was Unternehmen heute wirklich von externen Experten erwarten: Interim Manager sind längst mehr als Krisenhelfer – sie müssen Wandel gestalten, digitale Transformation vorantreiben und nachhaltige Lösungen liefern.

Krisenbewältigung gestern,
Changemanagement heute,
Zukunftsgestaltung morgen

Die neue Ära des Interim Managements

Die Welt des Interim Managements hat sich in den vergangenen Jahren tiefgreifend gewandelt. Was in der Finanzkrise 2008/2009 ein vergleichsweise junges Marktsegment war, hat sich heute zu einem professionellen, diversifizierten und zunehmend wettbewerbsintensiven Feld entwickelt. Dieser Artikel beleuchtet die Transformation des Interim Managements, die Herausforderungen der Multikrisenzeit und die Anforderungen für die Zukunft.

Interim Management in der Finanzkrise und heute

Finanzkrise 2008/2009: Die Finanzkrise war ein Katalysator für das Interim Management. Damals gab es in Deutschland schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Interim Manager, von denen nur ein kleiner Teil auf Krisenmanagement spezialisiert war. Unternehmen suchten häufig erfahrene Manager für Restrukturierungen, Kostensenkungen und operative Sanierungen. Die Nachfrage überstieg das Angebot, was zu hohen Auslastungen und stabilen Tagessätzen führte.
Die Provider-Landschaft war noch begrenzt. Rund 50 Anbieter übernahmen die Vermittlung. Viele Projekte wurden über persönliche Netzwerke akquiriert. Der Markt zeichnete sich durch eine klare Fokussierung auf spezifische Krisenlösungen aus.

Heute: Der Markt hat sich diversifiziert und professionalisiert. Mit mehr als 15.000 Interim Managern in Deutschland ist die Konkurrenz gestiegen. Hinzu kommen zahlreiche ehemalige Festangestellte, die nach Abfindungsprogrammen oder in der Altersteilzeit den Sprung in die Selbständigkeit wagen.
Während die Nachfrage nach Krisenmanagern auch heute gegeben ist, zeigt sich ein anderes Bild: Unternehmen agieren zurückhaltender. Häufig werden Projekte trotz initialer Anfragen nicht realisiert, da interne Lösungen bevorzugt werden. Die Anforderungen sind komplexer geworden, und die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) gewinnen an Bedeutung.

Veränderte Kundenanforderungen

Reaktion auf Krisen: Sowohl in der Finanzkrise als auch in der aktuellen Multikrisenzeit reagieren Unternehmen zunächst mit Kostensenkungen. Beratungsleistungen und andere variable Ausgaben werden kritisch hinterfragt. Während früher jedoch schnell auf externe Krisenexperten gesetzt wurde, bleibt die Nachfrage heute oft hinter den Erwartungen zurück.

Einfluss von Corona und staatlichen Maßnahmen: Die Corona-Pandemie hat den Markt nachhaltig geprägt. Durch Maßnahmen wie die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht und die Vergabe von Coronadarlehen konnten viele Unternehmen kurzfristig überleben. Allerdings wurde vielfach auf grundlegende Restrukturierungen verzichtet. Diese Verschleppung notwendiger Veränderungen führt heute zu Unsicherheiten bei Entscheidern.

Langfristige Veränderungen: Die durch die Pandemie ausgelösten Veränderungen wirken sich auf die gesamte Wirtschaft aus. Unternehmen mussten digitale Prozesse und Remote-Arbeit in Rekordzeit einführen. Interim Manager wurden in vielen Fällen für die Implementierung solcher Projekte engagiert, was die Nachfrage nach Spezialwissen in IT, Prozessoptimierung und Change-Management erhöhte.

Herausforderungen für Interim Manager

  1. Wachsende Konkurrenz: Der Marktzugang ist einfacher geworden, was den Wettbewerb erhöht hat. Interim Manager müssen sich durch klare Alleinstellungsmerkmale (USPs) differenzieren. Der Aufbau einer starken Eigenmarke und kontinuierliche Sichtbarkeit in Netzwerken und sozialen Medien sind unverzichtbar.
  2. Digitalisierung und KI: Unternehmen erwarten zunehmend Know-how in digitalen Transformationen und den Einsatz von KI-Tools. Gleichzeitig setzen offene Plattformen klassische Vermittlungsmodelle unter Druck. Wer nicht präsent und sichtbar ist, verliert an Relevanz. Tools wie automatisierte Projektplanung oder datenbasierte Marktanalysen könnten Interim Manager unterstützen, aber auch neue Herausforderungen schaffen.
  3. Nachhaltigkeit: Die Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften steigen. Interim Manager müssen hier sowohl regulatorische Kenntnisse als auch strategische Kompetenz einbringen, um Unternehmen bei der Umsetzung von ESG-Zielen (Environmental, Social, Governance) zu unterstützen. Dies betrifft insbesondere Bereiche wie Lieferkettenmanagement, Energieeffizienz und nachhaltige Produktentwicklung.
  4. Neue Kompetenzanforderungen: Themen wie Resilienz, strategisches Change-Management und internationale Erfahrung sind unverzichtbar geworden. Zudem erfordert der Markt eine kontinuierliche Weiterbildung, um den Anschluss nicht zu verlieren. Programme, die auf die Vermittlung dieser neuen Kompetenzen abzielen, werden zunehmend wichtiger.
  5. Finanzielle Resilienz: Die Bereitschaft, finanzielle Durststrecken zu überbrücken, ist heute essenzieller denn je. Interim Manager sollten in der Lage sein, nicht nur fachlich, sondern auch finanziell resilient zu sein, um schwächere Marktphasen zu überstehen. Wer neu in den Markt eintreten will, muss sich auch ernsthaft über seine mentale Resilienz Gedanken machen. Dieser Fakt ist nicht zu unterschätzen.

Zukunftsperspektiven: Chancen ergreifen

Professionalisierung und Weiterbildung: Der Erfolg im Interim Management hängt zunehmend von der Fähigkeit ab, in die eigene Entwicklung zu investieren. Fortbildungen in Bereichen wie KI, Nachhaltigkeit und agile Methoden bieten eine Möglichkeit, sich zu differenzieren. Die Nachfrage nach Managern mit nachweislichen Zertifizierungen oder Schulungen in diesen Bereichen nimmt zu.

Positionierung und Sichtbarkeit: Eine professionelle Online-Präsenz und die Förderung der Eigenmarke sind entscheidend. Plattformen, die Interim Manager bei der Sichtbarkeit unterstützen, gewinnen an Bedeutung, während klassische Vermittlermodelle unter Druck geraten. Tools wie LinkedIn oder spezialisierte Branchenplattformen wie Unitedinterim bieten hier große Chancen.

Neue Einsatzfelder: Neben klassischen Restrukturierungsprojekten entstehen neue Möglichkeiten in der strategischen Beratung, der Digitalisierung und Nachhaltigkeitsstrategien. Der große Unterschied zwischen Interim Managern und Beratern ist, dass diese die Umsetzungkompetenz mitbringen, während Berater sich überwiegend auf die konzeptionelle eher theoretische Ausarbeitung der Problemstellung konzentrieren. Interim Manager, die sich in diesen Bereichen positionieren und konzeptionelle und Umsetzungskompetenz vorweisen, können langfristig von der steigenden Nachfrage profitieren. Besondere Chancen bieten sich in aufstrebenden Branchen wie erneuerbare Energien, Medizintechnik und nachhaltige Mobilität.

Baby-Boomer-Generation: Eine in der derzeitigen Diskussion des Personalabbaus verkannte Change liegt in der demografischen Veränderung der Beschäftigtenlandschaft. Durch das Ausscheiden dieser Generation aus dem Arbeitsleben, werden sich zwei wesentlichen Aspekte ergeben. Zum einen scheiden zahlreiche Arbeitskräfte aus dem Arbeitsleben aus, die nicht direkt ersetzbar sind. Gleichzeitig ist diese Generation körperlich und geistig auf hohem Niveau und auch bereit sich mit weniger Zeitaufwand weiter wertschöpfend zu engagieren. Daher wird der Bedarf zur Unterstützung der Wirtschaft zum Ausgleich dieses Beschäftigtenabganges stark ansteigen. Was neue Chancen für den Markt bringen wird.

Netzwerkbildung: Die Bedeutung von Netzwerken hat im Interim Management nie an Relevanz verloren. Die Zusammenarbeit mit anderen Managern, Providern und Beratungsunternehmen fördert nicht nur den Wissensaustausch, sondern kann auch zu neuen Projekten führen. Hier lohnt es sich, regelmäßig Zeit und Ressourcen zu investieren. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten hier präsent zu sein. Führt aber auch dazu, dass man genau selektieren muss, welches Angebot einen echten Mehrwert liefert. Den Aufwand an Zeit und finanziellen Mitteln für die Netzwerke sind nicht zu unterschätzen.

Fazit

Das Interim Management hat sich seit der Finanzkrise grundlegend verändert. Die Anforderungen an Manager und Anbieter sind gestiegen, die Konkurrenz hat zugenommen, und neue Themen wie KI und Nachhaltigkeit prägen den Markt. Trotz der Herausforderungen bietet der Wandel auch Chancen. Wer bereit ist, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und seine Sichtbarkeit zu stärken, wird auch in Zukunft erfolgreich sein. Interim Manager stehen vor der Aufgabe, nicht nur Krisen zu bewältigen, sondern auch aktiv die Transformation ihrer Kunden zu gestalten.
Zu berücksichtigen ist derzeit, dass die Kundenzurückhaltung noch anhalten wird. Die derzeitige Innen- und Weltpolitische Lage manifestieren die Planungsunsicherheiten weiter. Daher wird das Jahr 2025 noch kritisch zu betrachten sein. Wenn durch die Wahlen in Deutschland und die Situation in den USA mehr Transparenz in den Markt kommt, wird sicher ab 2026 sich eine neue Dynamik entfalten.
Daher bietet die kommende Dekade zahlreiche Möglichkeiten, insbesondere für diejenigen, die bereit sind, den Wandel als Change wahrzunehmen und sich den neuen Anforderungen zu stellen. Dabei gilt es, nicht nur fachlich zu überzeugen, sondern auch die eigene Marke aktiv zu gestalten und innovative Ansätze zu verfolgen.
Interim Manager und Anbieter von Dienstleistungen in diesem Bereich, die dies meistern, werden eine zentrale Rolle in der Wirtschaft von morgen spielen.

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