Josef Kainz
Warum Transformation ohne Finanzführung scheitert!
Die Zukunft der Arbeit stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen – und die entscheidenden Weichen werden längst im CFO-Büro gestellt. Automatisierung, KI und flexible Arbeitsmodelle sind nicht mehr nur Personal- oder IT-Themen, sondern beeinflussen direkt Kosten, Produktivität
und strategische Entscheidungen. Wer Transformation wirklich steuern will, braucht Finanzführung, die über die reine Bilanz hinausgeht.
Die Arbeitswelt verändert sich und das bilanziert sich.
Die Zukunft der Arbeit ist kein HR-Experiment und kein Wohlfühlthema. Sie ist ein Wirtschaftsfaktor, der in jede Bilanz hineinwirkt: in Kosten, Produktivität, Liquidität und Risiko.
Remote Work, Automatisierung, Künstliche Intelligenz, neue Generationen und Modelle wie die Vier-Tage-Woche verändern nicht nur, wie Menschen arbeiten, sondern auch wie Unternehmen rechnen müssen.
In den Chefetagen ist das angekommen – aber selten dort, wo es am meisten zählt: im Büro des CFO.
Denn der Wandel der Arbeit ist längst zur Finanzfrage geworden. Es geht um Kapitalallokation, Investitionsentscheidungen und die Steuerung einer Belegschaft, die nicht mehr wie früher funktioniert.
In 15 Jahren Interim-Management im Finanzbereich habe ich gelernt: Zahlen sind die Folge von Führung, Entscheidung und Umsetzung und nicht von Sonntagsreden.
Der CFO als Architekt des Wandels
Die Aufgaben des CFOs haben sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Früher war er der Hüter der Bilanz, heute ist er der Architekt der Transformation.
Eine aktuelle Studie von McKinsey & Company zeigt, dass über 70 % der CFOs inzwischen eine aktive Rolle in Digitalisierungsprojekten übernehmen.
Doch nur rund 12 % fühlen sich ausreichend vorbereitet, um Künstliche Intelligenz, Remote Work oder kulturellen Wandel finanziell zu steuern.
Ein beunruhigender Befund dabei: In vielen Unternehmen existiert keine Transparenz über die Arbeitseffizienz – wie viel Zeit die Teams mit Abstimmungen, sinnlosen E-Mails und Nach Korrekturen verbringen. Diese „versteckten Stunden“ summieren sich zu einem Vielfachen der Personalkosten und belasten das Unternehmensergebnis.
Wenn sich Modelle verändern, verändern sich auch Kostenstrukturen, Margen und Kapitalflüsse:
Remote Work
spart Raumkosten, erhöht aber Investitionen in digitale Infrastruktur und Cybersicherheitsmaßnahmen.
KI-Automatisierung
steigert Effizienz, verlangt aber hohe Anfangsinvestitionen, laufende Wartung und Governance-Kosten.
Flexible Arbeitszeiten
erhöhen Zufriedenheit, können aber kurzfristig Produktivitätsschwankungen verursachen und erfordern engere Steuerung der Output-Metriken.
Die Zukunft der Arbeit ist damit nicht nur eine kulturelle, sondern eine finanzielle Realität – und der CFO ist derjenige, der sie mitgestalten muss.
KI und Automatisierung: Die neue Währung der Produktivität
McKinsey prognostiziert, dass bis 2030 rund 30 % aller Arbeitsstunden automatisierbar sein werden – besonders in der Wissensarbeit.
Für die Bereiche Finance, Controlling, Reporting ist das eine konservative Schätzung. Zahlreiche Teile des Monatsabschlusses, die traditionell Tage dauerten, werden von KI-Modulen in wenigen Stunden erledigt. Die meisten CFOs sehen das als „Zukunftsvision“ – in Pionierunternehmen ist es bereits Realität.
Wenn du als CFO heute nicht in Automatisierung denkst, vergeudest du nicht nur Zeit – du verschenkst strategischen Vorteil.
Automatisierung ist kein Selbstläufer. Sie verlangt strategische Planung, Investitionen, Change Management und eine Führungsmentalität, die Fehler zulässt – solange man sie schnell bereinigt.
Ein CFO, der in Automatisierung denkt, denkt nicht in Kosten, sondern in Zeit-
gewinn: Jede Stunde, die das Team weniger mit Kontrolle verbringt, ist eine Stunde für Strategie, Insight oder Innovation.
Das bedeutet: Wer die Arbeit neu gestalten will, muss Prozesse neu modellieren – datenbasiert, automatisiert, integriert.
Und er muss sich einer unbequemen Wahrheit stellen: Nicht Technologie ist teuer – Stillstand ist es!
Generation Z und die Kulturfrage der Finanzen
Der Generationenwechsel ist kein Soft-Faktor – er ist ein strategisches Risiko. Die Deloitte Global Gen Z & Millennial Survey 2025 zeigt: Sinn, Lernchancen und Flexibilität stehen vor Gehalt und Titel.
Für CFOs heißt das konkret: Talente in Finance-Teams wandern ab, wenn sie keinen Spielraum zur Gestaltung haben – nicht, weil das Gehalt zu niedrig ist.
Ein Finanzteam, das nicht digital, agil und partizipativ denkt, wird zunehmend als antiquiert wahrgenommen. Wenn CFOs nicht aufpassen, werden sie von der nächsten Generation als Hindernis empfunden.
Der Finanzchef, der das versteht, investiert in Vertrauen, nicht in Kontrolle:
Führung auf Distanz
braucht klare Verantwortlichkeiten, nicht Präsenzpflicht.
Weiterbildung
ist keine Kostenstelle, sondern Risikomanagement.
Partizipation
erzeugt Verantwortungsbewusstsein und damit bessere Lösungen.
Der Generationenwechsel zwingt die Finanzführung, menschlicher zu denken und dabei die Zahlen nicht aus den Augen zu lassen. Wer das schafft, gewinnt Talente, bevor sie abwandern.
Nur wer Arbeitsmodelle als Hebel für Effizienzgewinn erkennt, steuert sie und setzt Ressourcen für Wachstum oder Innovation frei – ohne zusätzlichen Headcount. Zukunft der Arbeit heißt in Wahrheit: Zukunft der Steuerbarkeit von volatilen Arbeitsmodellen.
Der CFO als Change-Navigator
Technologie entwickelt sich schneller als Organisationen. CFOs müssen mutiger werden:
Entscheidungen treffen, bevor alle Fakten da sind.
Experimente finanzieren, mit der Möglichkeit des Scheiterns.
Narrative prägen, in dem Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit kein Widerspruch sind.
Ein CFO, der sich dieser Aufgabe entzieht, überlässt anderen die fundamentale Struktur seines Unternehmens.
Fazit: Die Zukunft der Arbeit ist ein Finanzthema
Die Zukunft der Arbeit ist keine Vision und kein Buzzword. Sie ist eine betriebliche Realität, die vom CFO gestaltet werden muss. Sie sind die wahren Architekten dieser neuen Arbeitswelt – nicht, weil sie alles wissen, sondern weil sie alles bewerten. Das ist eben ihre Aufgabe!
Dabei müssen sie die Balance zwischen Investition und Effizienz, zwischen Technologie und Menschlichkeit, zwischen Stabilität und Wandel sicherstellen. ____