Tickt’s bei Ihnen noch richtig?

Führung neu gedacht – Leadership –verhaltensökonomische Einsichten

Die Verhaltensökonomie erforscht im Wesentlichen, wie Menschen „ticken“.

Genau darauf aber kommt es für Leader an, nämlich zu verstehen, was Mitarbeitern wichtig ist, was sie motiviert und am selben Strang ziehen lässt. Aktuelle Forschung belegt, dass dabei manchmal ganz naheliegende Dinge entscheidend sind.
Wie würden wohl die Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen die folgenden 6 Aussagen auf einer Skala von „Stimme überhaupt nicht zu“ bis zu „Stimme stark zu“ beurteilen?

  1. Der Vorgesetzte kommuniziert die Erwartungen an die eigene Arbeitsleistung klar;
  2. erteilt regelmäßig Coaching und Ratschläge, wie jemand seine Leistung verbessern kann;
  3. fördert aktiv die Karriere der Mitarbeiter;
  4. bezieht bei wichtigen Entscheidungen auch andere Leute ein;
  5. stellt eine positive Stimmung im Arbeitsteam her, selbst unter schwierigen Bedingungen; und
  6. ist jemand, dem man vertrauen kann.

Stärkere Zustimmung zu diesen Fragen ist ein Indikator für besseres Führungsverhalten. Dass das für Unternehmen direkt messbare Vorteile hat, haben Mitch Hoffman und Steven Tadelis kürzlich belegen können.

Die Erhebung

Dazu haben sie Firmendaten von über 1.000 Managern aus dem High-Tech-Bereich ausgewertet. Diese hatten im Schnitt 10 Mitarbeiter, die die einleitenden 6 Aussagen bewertet hatten. Daraus bildeten Hoffman und Tadelis eine Kennzahl, wobei höhere Werte mehr Zustimmung bedeuteten.
Die Führungsqualitäten der Manager hatten einen starken Einfluss. Mitarbeiter, deren Manager bessere Führungsqualitäten hatten, waren deutlich zufriedener mit ihrer Arbeit und engagierten sich auch stärker für das Unternehmen. Außerdem blieben sie um 10 Prozent länger im Unternehmen. Besonders bedeutsam ist aber ein wichtiges Detail. Wenn Mitarbeiter ein Unternehmen verlassen, dann kann das für das Unternehmen gut oder schlecht sein.

Die guten sollen bleiben

Die guten Mitarbeiter will ein Unternehmen länger halten, bei den schlechten ist man meist froh über eine Trennung. Hoffman und Tadelis konnten als erste nachweisen, dass Manager mit besseren Führungsqualitäten die Wahrscheinlichkeit verringerten, dass gute Mitarbeiter das Unternehmen verließen oder sich in andere Abteilungen versetzen ließen.
Die längere Verweildauer und die geringere Häufigkeit von Versetzungen ersparten dem Unternehmen die (teils beträchtliche) Kosten von Neubesetzungen oder unternehmensinternen Versetzungen. Für die Manager selbst zahlten sich gute Führungsqualitäten ebenfalls aus. Jene mit den 10% besten Werten wurden im Vergleich zu Managern mit den 10% schlechtesten Werten drei Mal häufiger befördert und sie bekamen üppigere Gehaltserhöhungen.

Menschen führen können, zahlt sich aus

Die Fähigkeit, Menschen führen zu können – im Jargon auch als People Management Skills bezeichnet – zahlt sich also aus. Allgemeiner formuliert sind soziale Fähigkeiten bedeutsam im Berufsleben, weil sie die Zusammenarbeit mit anderen Menschen erleichtern. Das gilt nicht nur für Führungskräfte, sondern ganz generell. Studien von David Deming zeigen, dass soziale Fähigkeiten in den letzten 30 Jahren ständig an Bedeutung gewonnen haben.
Das liegt daran, dass der Anteil an Routinetätigkeiten immer mehr abnimmt und die Erfordernisse flexibler geworden sind.

Deshalb wird der Umgang miteinander immer wichtiger

Weil man erstens die Tätigkeiten verschiedener Menschen miteinander koordinieren muss, um die Arbeitsschritte effizient auszuführen; zweitens Kompromisse finden muss, wenn es widerstrebende Interessen gibt; drittens andere Menschen von besseren Lösungen überzeugen können muss, und viertens bei all dem auch die Perspektive anderer Menschen übernehmen muss, um Kompromisse finden zu können. Die Bedeutung des letzten Punkts – die Sichtweise anderer einnehmen zu können – lässt sich auch an einer aktuellen Studie von mir, Sule Alan und Gözde Corekcioglu illustrieren. Wir hatten in einer Basiserhebung mit über 2000 Personen in 20 Unternehmen festgestellt, dass sich sowohl Vorgesetzte als auch Teammitglieder von der jeweils anderen Seite häufig nicht verstanden und zu wenig geschätzt fühlten.

Toxische Unternehmenskultur

Als wichtigste Gründe, ein Unternehmen zu verlassen, gaben die befragten Personen eine toxische Unternehmenskultur mit Mobbing und Freunderlwirtschaft sowie schlechte Vorgesetzte an. In Zusammenarbeit mit Experten wurde ein Schulungsprogramm entwickelt, das Workshops über Feedback, wertschätzende Kommunikation und Rollenspiele beinhaltete. Vor allem letztere trugen dazu bei, dass sich Führungskräfte und Teammitglieder noch Monate nach den Schulungen besser verstanden fühlten, wobei der Effekt besonders stark bei den Teammitgliedern beobachtbar war. Damit einher ging ein besseres Arbeitsklima, das auch die Fluktuationsraten in den Unternehmen um fast 50% – im Vergleich zu einer Kontrollgruppe von anderen Unternehmen – senkte. Soziale Fähigkeiten und Leadership Skills zahlen sich also spürbar aus. —

Kernaussage

Soziale und Führungsqualitäten sind zentrale Erfolgsfaktoren für Unternehmen. Verhaltensökonomische Studien zeigen, dass klare Kommunikation, Vertrauen und die Berücksichtigung von Mitarbeiterbedürfnissen nicht nur das Engagement der Teams fördern, sondern auch die Fluktuation talentierter Mitarbeiter reduzieren und langfristig zur Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens beitragen.

 

Disclaimer
Die Inhalte basieren auf unabhängigen Studien und Forschungsergebnissen. Der Autor teilt diese Erkenntnisse, um praxisnahe Einblicke in die Verhaltensökonomie und ihre Bedeutung für den Berufsalltag zu geben.

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